16 Jun

Das „Wir“ und das „Ihr“ – Abgrenzung und Identitätsstiftung bei Flüchtlingen und Einheimischen nach dem Zweiten Weltkrieg und heute

Prof. Dr. Marita Krauss, Inhaberin des Lehrstuhls für Europäische Regionalgeschichte sowie Bayerische und Schwäbische Landesgeschichte

Der Fremde sei „ein Gast, der heute kommt und Morgen bleibt“, so definierte der Soziologe Georg Simmel die Situation von Ankommen und Bleiben. Da „der Fremde“ anders ist, stellt er die Selbstverständlichkeiten der Einheimischen grundlegend in Frage. Diese reagieren darauf oft mit einem Schulterschluss „Wir und die anderen“ oder hier „Wir“, dort „Ihr“.
Die Flüchtlinge und Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten das auf vielen Ebenen. Sie reagierten dann häufig mit eigener Abschließung – eigene Musikkapellen, eigene Treffen, eigenes Brauchtum. Erst nach und nach löste sich diese Frontstellung auf. Mit Blick auf heute ist zu fragen, wie sich eine solche Abschließung heute darstellt und ob es aus der Erfahrung Lösungswege gibt.

Foto: Wikimedia/Sudetendeutsche Stiftung (CC BY-SA 1.0)